Wie atmet ein Pferd und warum kann Inhalieren helfen, wenn Pferde an Husten und Atemwegserkrankungen leiden? Die Antworten auf diese Fragen liefert uns ein Blick auf das Atmungssystem des Pferdes.
Sauerstoff ist Leben. Diesen Spruch haben Sie sicherlich auch schon einmal gehört. Sauerstoff ist notwendig für den Energiestoffwechsel des Körpers. Der Körper braucht Energie. Diese Energie zieht sich der Körper unter anderem aus der Nahrung. Doch um diese Energie auch verbrennen zu können, ist Sauerstoff notwendig.
Damit der Energiestoffwechsel des Pferdes optimal funktioniert, müssen also alle Zellen mit Sauerstoff versorgt werden. Ansonsten können sie nicht gesund bleiben oder sich regelmäßig erneuern. Für die Sauerstoffaufnahme ist das Atmungssystem zuständig.
Inhalt
Die Atmungsorgane des Pferdes
Die Atmungssystem des Pferdes lässt sich unterteilen in die oberen und die unteren Atemwege.
Zu den oberen Atemwegen gehören:
- Nüstern, Nasenhöhle, Nasennebenhöhle, Kehlkopf
Zu den unteren Atemwegen gehören:
- Luftröhre, Bronchien, Bronchiolen, Lungen und Zwerchfell
Das Atmungssystem: die oberen Atemwege – von den Nüstern bis zum Kehlkopf
Anders als wir Menschen können Pferde nicht durch ihr Maul atmen. Sie atmen ausschließlich durch die Nase, das heißt, sie ziehen die Luft durch die Nüstern in die Nasenhöhle. In der Nasenhöhle wird die Luft gefiltert und gesäubert. Dafür zuständig sind die feuchten Schleimhäute und die vielen feinen Härchen, die sogenannten Zilien. Staub, Schmutz und Keime werden von ihnen in Richtung Rachen transportiert und dort vom Pferd entweder abgeschluckt oder ausgehustet. Der Hustenreflex entsteht, wenn die Partikel zu groß sind und die Rezeptoren der Schleimhäute reizen. Dabei werden mit dem expiratorischen Luftstrom (Ausatmung) so hohe Geschwindigkeiten erreicht, dass die reizenden Partikel herausbefördert werden.
Der Rachen wird über den Kehlkopf des Pferdes mit der Luftröhre (Trachea) verbunden. Der Kehlkopf kontrolliert den Luftstrom in die Lungen.
Das Atmungssystem: die unteren Atemwege – Trachea, Bronchien und Lunge
Mit der Luftröhre beginnt das luftleitende Atemwegssystem des Pferdes, das mit den Alveolen endet. Die Luftröhre kann bei einem erwachsenen Pferd bis zu einem Meter lang sein und einen Durchmesser von rund fünf Zentimetern erreichen.
Die Luftröhre teilt sich oberhalb des Herzens in zwei Bronchien auf, die wiederum in jeweils eine Lunge führen. Die linke Lunge des Pferdes ist etwas kleiner als die rechte Lunge, weil sie Platz für das Herz lassen muss. Gemeinsam mit dem Herz füllt die Lunge den Thorax des Pferdes aus.
Die Bronchien teilen sich in den Lungen immer weiter auf und verästeln sich. Am Ende dieser sogenannten Bronchiolen sitzen Millionen von Alveolen. Die Alveolen sind luftgefüllte Bläschen. Diese Bläschen sind der Grund dafür, dass die Lunge eine relativ große Oberfläche besitzt. Pferde besitzen schätzungsweise rund 750 Millionen Alveolen – das entspricht etwa der Größe eines Fußballfeldes!
Mit ihren Alveolen erinnert die Lunge an einen Schwamm. Und genau wie ein Schwamm kann sie sich ausdehnen und zusammenziehen und ist sehr elastisch. Elastisches Bindegewebe hält Bronchien, Bronchiolen, Lungenbläschen und Blutgefäße der Lungen zusammen und gibt ihnen ihre Form. Anders als bei anderen Säugetieren sind die Lungen des Pferdes in einzelne Lappen unterteilt.
Gasaustausch: Sauerstoff wird eingeatmet, Kohlendioxid wird ausgeatmet
Über die Bläschenwände wird der eingeatmete Sauerstoff vom roten Blutfarbstoff Hämoglobin aufgenommen. Sauerstoff braucht der Pferdekörper für sämtliche aufbauenden (anabolischen) und abbauenden (katabolischen) Prozesse. Diese Auf- und Abbauprozesse finden in sämtlichen System der Natur statt. Und je besser der Sauerstofftransport von der Lunge über das Blut zur Muskulatur funktioniert, desto Leistungsfähiger ist ein Pferd.
Beim Ausatmen wird dem sauerstoffarmen Blut Kohlendioxid entzogen und über die Lungenbläschen nach außen geleitet. Dieser Prozess nennt sich Gasaustausch.
Für einen gut funktionierenden Stoffwechsel ist eine adäquate Atmung also sehr wichtig. Denn nur wenn der Gastaustausch optimal funktioniert, kann ein Körper aktiv und vital bleiben.
Werden einige der Alveolen zerstört, entsteht ein vergrößerter Hohlraum mit geringerer Oberfläche. Dies führt zwangsläufig zu einem geringeren Gasaustausch. Der Pferdekörper verliert an Sauerstoff. Das macht sich in der Ruhe zunächst noch nicht stark bemerkbar. Sobald ein Pferd jedoch Leistung erbringt, kann es zu Atemnot kommen.
In dem entstandenen Hohlraum sammelt sich zudem Flüssigkeit, die sich entzündet, wenn sie nicht abgehustet wird. Hier kann die Inhalation wunderbar unterstützend helfen. Zerstörte Lungenbläschen regenerieren sich nicht, eine Heilung ist nicht möglich.
Inhalieren bei Atemwegsbeschwerden
Um den Schleim in den Atemwegen zu lösen und das Abhusten zu erleichtern, kann Inhalieren helfen. Unser Ultraschallvernebler Animal sorgt mittels mechanischer Schwingungen dafür, dass sich kleinste Teilchen der Inhalationsflüssigkeit ablösen. Damit werden die in der Sole gelösten Wirkstoffpartikel so klein, dass sie beim Inhalieren tief in die Atemwege eindringen können.
Soleinhalation kann dem Pferd helfen, weil die Sole unter anderem durch das gebundene Wasser den Schleim verflüssigt und so beim Abhusten und dem Abtransport der Sekrete helfen kann. Außerdem hat die Sole eine leicht desinfizierende Wirkung.
Lesetipp: Erfahren Sie hier, worauf es bei der Auswahl der richtigen Sole ankommt.
Die Atmung des Pferdes
Für die Mechanik des Atmungssystems sind verschiedene Muskeln zuständig: das Zwerchfell (Bauchatmung) und die Zwischenrippenmuskeln (Brustatmung) sowie einige Bauchmuskeln als Atemhilfsmuskulatur.
Das Zwerchfell ist der Haupteinatmungsmuskel des Pferdes. Es ist eine kuppelförmige Muskelplatte und trennt Brust- und Bauchhöhle. Beim Einatmen zieht es sich zusammen und wird flach. Dadurch vergrößert sich der Brustraum. Dabei entsteht ein Unterdruck und Luft wird in die Lunge gesaugt. Wenn die Rippen wieder in ihrer Ausgangsposition zurückkehren, entspannt sich das Zwerchfell, wird kuppelförmig und groß und drückt dabei die Luft aus den Lungen.
Die Rippen selbst werden von den Zwischenrippenmuskeln nach oben und außen gezogen. Diese Bewegung können Sie bei einer erhöhten Atemfrequenz sehr gut erkennen. Bei starker Belastung helfen zudem verschiedene Bauchmuskeln und fungieren als sogenannte Atemhilfsmuskulatur. Sie ziehen die Rippen nach unten, damit das Zwerchfell in den Thoraxraum passt.
Bauchatmung, also die Kontraktion des Zwerchfells, ist effektiver als Brustatmung. Sie ist sowohl im Ruhezustand als auch unter körperlicher Belastung beteiligt. Die meisten Säugetiere nutzen Brust- und Bauchatmung gleichzeitig. Bei Pferden überwiegt jedoch die Bauchatmung.
Die Atemfrequenz beim Pferd
Die normale Atemfrequenz eines Pferdes im Ruhezustand beträgt etwa 10 bis 18 Atemzüge pro Minute. Bei starker Anstrengung kann sich diese Frequenz auf 120 bis 180 Atemzüge pro Minute steigern und bei maximaler Belastung sogar bis zu 240 Atemzügen pro Minute! Achten Sie doch mal darauf, wie viele Atemzüge Ihr Pferd macht – vor dem Training und nach dem Training.
Aus diesem Grund spielt zum Beispiel auch die Abschwitz- und Cool-Down-Phase nach dem Reiten eine wichtige Rolle: In dieser Zeit können die Lungen Gase austauschen, Giftstoffe abgeben und frischen Sauerstoff aufnehmen. Lassen Sie Ihrem Pferd nach dem Training also immer ausreichend Zeit zum Runterfahren.
Und noch ein spannender Aspekt zur Atemfrequenz: Im Galopp passen sich Atmung und Bewegung an, Fußungs- und Atemfrequenz sind identisch!
Der Reiter beeinflusst das Atmungssystem
Doch zurück zur Atemmechanik und der Rippenbewegung: Wie tief ein Pferd atmet ist nicht nur abhängig davon, wie gesund das Atmungssystem ist. Auch ein zu fester Sattelgurt, ein nichtpassender Sattel und ein klammernder Reiter können die Ausdehnung des Brustkorbs stark einschränken und so die Kapazität der Lunge begrenzen.
Darüber hinaus können aber auch muskuläre Probleme dazu führen, dass die Ausdehnung des Brustkorbs und so die Atmung des Pferdes negativ beeinträchtigt wird. Dazu gehören zum Beispiel chronisch aktivierte Trigger Points (kurzzeitige Verkrampfungen) und Myogelosen (Muskelbereiche mit Milchsäure-Anreicherung). Diese Muskeln sind in ihrer Bewegung eingeschränkt, der Brustkorb kann sich nicht mehr ausreichend ausdehnen und zusammenziehen. Hier kann eine Pferdemassage helfen.
Lesetipp: Pferdemassage bei Atemwegsproblemen
Und eine Massage hat darüber hinaus noch andere Vorteile: Sie aktiviert den Kreislauf und hilft so dabei, die Sauerstoffversorgung im Gewebe zu verbessern. Gleichzeitig führt eine Massage zu einer Entspannung des Nervensystems. Dadurch kann das Pferd tiefer und gleichmäßiger atmen und der Gasaustausch im Atmungssystem des Pferdes ist wirkungsvoller.
Entsprechende Massagegriffe kann Ihnen der Pferdephysiotherapeut Ihres Vertrauens zeigen. Bei uns erhalten Sie außerdem die Pferdemassagedecke Horse ThermoTens Pro, die zugleich wärmt und massiert und ebenfalls dazu beitragen kann, mögliche muskuläre Verspannungen, die die Atmung beeinträchtigen, zu lösen.
Quellen:
Engelhardt, W.v.: Physiologie der Haustiere, Enke im Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 2000
Hourdebaigt, J-P.: Pferdemassage, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 1998
Higgins, G.: Anatomie verstehen: Die Organe des Pferdes, Kosmos, Stuttgart 2013
Goody, Peter C.: Anatomie des Pferdes, Ulmer, Stuttgart 2015
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