Wenn es um Husten beim Pferd geht, sollten Sie sofort hellhörig werden. Denn wird Husten nicht rechtzeitig behandelt, kann er schnell chronisch werden und die Lebensqualität des Pferdes beeinträchtigen. Wir haben mit Tierärztin Dr. Veronika Klein über das Thema Husten beim Pferd gesprochen.
Dr. Veronika Klein ist nicht nur Fachtierärztin für Pferde, sie steckt auch hinter Kernkompetenz Pferd. Mit ihrem hörenswerten Podcast und ihrem Onlinekurs „Projekt gesundes Pferd“ möchte sie für mehr Fachkompetenz in der Pferdewelt sorgen. Ihr Motto dabei: #besseralsgestern #informierterPferdemensch
Hallo Veronika, vielen Dank, dass du uns mit deinem Fachwissen zur Seite stehst und mit uns über das Thema Husten beim Pferd sprichst.
Inhalt
Atemwegserkrankungen sind der zweithäufigste Grund, warum Pferde unreitbar werden
Karolina Kardel, JSR: Warum sind (chronische) Atemwegsprobleme so gefährlich fürs Pferd?
Dr. Veronika Klein: Atemwegserkrankungen sind, nach Lahmheiten, der zweithäufigste Grund, warum Pferde unreitbar werden. Ist die Lunge einmal irreversibel geschädigt, beeinträchtigt dies die Lebensqualität der Pferde massiv. Denn für das Lauftier Pferd bedeutet eine schlechte Sauerstoffversorgung eine immense Beeinträchtigung.
Leider wird ein Husten häufig lange nicht ernst genommen und bei der Behandlung wird lieber auf Medikamente zurückgegriffen, statt eine Haltungsoptimierung in Angriff zu nehmen. Natürlich sind Medikamente wichtig zur Behandlung der Symptome, gleichzeitig muss aber der Auslöser abgestellt werden. Sonst entstehen Langzeitschäden und das Pferd leidet.
Zudem ist der Atmungsapparat im Vergleich zu anderen Organsystemen wie der Muskulatur oder dem Herz-Kreislauf-System schlecht bis gar nicht trainierbar. Das Atmungssystem ist somit ein limitierender Faktor in der sportlichen Leistung des Pferdes. Beeinträchtigungen haben weitreichende Folgen.
Lesetipp: Wie atmet ein Pferd? Das Atmungssystem des Pferdes auf einen Blick
Husten beim Pferd: Unterscheidung zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Ursachen
Husten bei Pferden ist nicht einfach Husten. Dennoch heißt es, sobald ein Pferd einmal gehustet hat, sollte man sensibilisiert sein. Wie kann ich als Pferdebesitzer erkennen, ob mein Pferd auf dem Paddock hustet weil ein Heuhalm im Hals piekst oder ob es sich um eine ernstzunehmende Atemwegserkrankung handelt?
Wir unterscheiden bei Atemwegserkrankungen in infektiöse und nicht-infektiöse Ursachen. Dabei handelt es sich bei den infektiösen Ursachen, um Bakterien oder Viren, wie zum Beispiel der Influenza. Dabei zeigt das Pferd in der Regel Fieber, geschwollene Lymphknoten und gelben Nasenausfluss (bei bakteriellen Infektionen).
Bei chronischen Husten (nicht-infektiös), also dem equinem Asthma oder auch COB genannt, sind Symptome wie eine abdominal betonte Atmung, geblähte Nüstern und ganz zu Beginn schon eine erhöhte Atemfrequenz feststellbar.
„Verschluckt“ sich das Pferd, was übrigens sehr selten vorkommt, sollten diese genannten Symptome alle nicht sichtbar sein oder sollten innerhalb einiger Minuten verschwinden. Bleibt z.B. eine erhöhte Atemfrequenz bestehen, dann ist dies ein ernstzunehmendes Symptom!
RAO, COPD, IAD oder COB – was hat mein Pferd?
RAO, COPD, IAD, COB – diese Namen klingen nach alles und nichts. Wie unterscheiden sich die einzelnen Atemwegserkrankungen voneinander? Was triffst du am häufigsten an?
Eigentlich ist damit beim Pferd umgangssprachlich im Stall immer prinzipiell dasselbe gemeint, nämlich Pferde mit dem Leitsymptom Husten und Atembeschwerden. Allerdings hat sich je nach Forschungslage jedes Mal der Name geändert. Das führt natürlich zu einiger Verwirrung.
- Die COPD gibt es nur beim Menschen. COPD ist damit definiert, dass bei den Symptomen trotz Abstellen der Ursachen (meist Rauchen) keine Besserung eintritt. Der Begriff wird beim Pferd nicht mehr verwendet.
- COB (chronisch obstruktive Bronchitis) ist der deutsche Begriff für chronische Atemwegsprobleme beim Pferd. Hier verbessert sich übrigens der Zustand, wenn die Ursache rechtzeitig abgestellt wird.
- RAO und IAD sind englische Begriffe. Sie unterscheiden sich zum Beispiel in der Menge und Art der Entzündungszellen in der Lunge und dem Alter der betroffenen Pferde. IAD betrifft nämlich meist junge Rennpferde.
- International wird heute korrekterweise der Oberbegriff Equines Asthma verwendet.
Einfach ausgedrückt: Am häufigsten treffe ich Pferde mit Atemwegsproblemen an, die aufgrund von mangelhafter Haltung, zu wenig Bewegung, schlechter Heuqualität und einer hohen Reizstoffbelastung der Lunge (Staub, Ammoniak, Schimmelpilze) chronisch husten.
Therapie für Pferde mit Husten
Wie sieht die Therapie für das hustende Pferd aus? Was empfiehlst du den Besitzern?
Haltungsoptimierung, Haltungsoptimierung und nochmal Haltungsoptimierung!
Daneben zu Beginn eine Medikamentenbehandlung je nach Schweregrad mit Bronchienerweiterer, Schleimlösern und/oder Kortison.
Im Anschluss oder auch schon parallel nach Absprache mit dem Tierarzt unterstützende Maßnahmen, wie zum Beispiel der Inhalation. Die Soleinhalation kann abschwellend, entzündungshemmend und antibakteriell wirken. Dadurch wird der festsitzende Schleim verflüssigt und kann vom Pferd leichter abgehustet werden.
Lesetipp: Die richtige Sole für die Pferdeinhalation: Darauf sollten Sie achten!
Viele Pferdebesitzer, deren Pferde (chronisch) husten, unterstützen die Atemwege mit Soleinhalation. Welche Tipps hast du noch?
Haltungsoptimierung 😉 Konkret: viel frische Luft, viel Bewegung (unterstützt die Selbstreiningung der Lunge) und eine geringe Staubbelastung (nasses Heu/Heulage, Stallgasse vor dem Fegen bewässern, Pferde auf dem Paddock beim Misten, keine Strohlagerung in den Stallgassen, Offenstallhaltung, usw.) – das muss immer im Einzelfall besprochen werden. Hier spielt auch mit rein, was für das Pferd-Reiter-Paar möglich und auch gewollt ist. Unterstützende Maßnahmen wie Akupunktur und die Fütterung von Hustenkräuter sind ebenfalls sinnvoll.
Lesetipp: Staubiges Pferdeheu: Was tun?
Was gilt es beim Training von chronischen Hustenpferden zu beachten?
Sind die Pferde symptomfrei, können sie „normal“ geritten werden und das am besten sehr regelmäßig und auch mal in einem schnellen Galopp. Bewegung belüftet die Lunge gut und unterstützt sie in ihrer Selbstreinigung.
Staubige Hallen/Plätze gilt es zu vermeiden. Im Hochsommer bewegt man diese Pferde optimalerweise in den frühen Morgenstunden. Im Frühling bei starken Pollenflug gilt es ebenfalls sein Training anzupassen.
Zeigen die Pferde allerdings Symptome (erschwerte Atmung) dürfen sie nur gemäßigt bewegt werden. Einerseits soll die Lunge nicht weiter geschädigt werden. Andererseits gilt es zu bedenken, dass die Muskulatur weniger Sauerstoff bekommt und die Pferde so deutlich schneller ermüden!
Hast du den Eindruck, dass die Zahl der hustenden Pferde steigt? Oder ist das ein Eindruck, der vor allem auch durch die offenen Diskussionen in den sozialen Medien vermittelt wird?
Am häufigsten ist die Stall-assoziierte Problematik, die uns hier in Deutschland nun mal weiter begleiten wird, solange wir Pferde in geschlossenen Boxen halten. Aber sicherlich spielt auch das Wetter eine Rolle: Der trockene Sommer erhöht die Staubbelastung und die Heuqualität leidet sehr darunter! Dies könnte zu einem vermehrten Auftreten führen. Zusätzlich tritt leider ebenfalls eine Sommerweide-assoziierte Atemwegsproblematik immer wieder auf. Die Ursachen stehen im Zusammenhang mit dem Weidegang. Vermutet werden Pollen, Schimmelpilze oder ihre Sporen – der genaue Auslöser ist jedoch nicht bekannt.
Und natürlich spielt Social Media sicherlich ebenfalls eine Rolle. Aber genaue, wissenschaftlich validierte Zahlen über ein erhöhtes Aufkommen von Atemwegserkrankungen in den letzten Jahren bei Pferden sind mir nicht bekannt.
Vielen Dank liebe Veronika, dass du mit uns über das Thema Husten bei Pferden gesprochen hast!
Wenn Ihr Pferd hustet und Sie es mit der maskenlosen Pferdeinhalation in der Solekammer oder in einem Solemobil unterstützen möchten, stehen wir Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite! Informieren Sie sich in unserem Katalog und nutzen Sie unser Rückrufangebot.
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